Masters 2022

09.12.2022

Die Österreichischen Meisterschaften 2022 sind geschlagen und ich möchte nun, spät aber doch, nur einen knappen Bericht schreiben. 

Denn dieses einzigartige Ereignis wird nicht nur aufgrund des Spielortes in die Geschichte des österreichischen Backgammons eingehen - das erste Masters, welches nicht in Wien stattfand- nein vielmehr lebe ich seitdem in einem Zustand permanenter Erinnerungen daran. 

Überall wo ich hingehe, sehe ich den Turniersaal, höre ich das Klappern der Würfel, nehme ich den Geruch von Adrenalin und kaltem Schweiß - wie Brathähnchen- wahr. Überall sehe ich die schmutzigen Abdrücke der Winterschuhe die sich gegenüber liegen und einander umkreisen. Das hysterische Geraunze über Bad-Luck-Storys liegt mir wieder im Ohr und erinnert mich an diesen Gebets-Kauderwelsch aus einer der Erweckungskirchen. Wenn das Spiel vorbei war, war nichts gelöst. Aber nichts war während des Spiels von Bedeutung. Hinterher fühlten wir uns alle erlöst. 

Aber genug davon, denn weder bin ich ein Freund ausschweifender Worte, noch wären diese, angesichts der spielerischen Glanzleistungen an diesem Wochenende, hier angebracht. 

Die komplette Backgammonelite Österreichs war aufgrund dieses geschichtsträchtigen Masters in den kleinen Ort Lieboch bei Graz angereist, um sich den begehrten Titel österreichischer Backgammon Staatsmeister zu sichern. Sämtliche Charaktere aus allen Schichten und Regionen. 

Da war der Spieler aus Wien, der ein Monat lang schweigend in Kaprun verbrachte, nur um zu erfahren wie laut flüstern sein kann. Da war der raue Boxer, der plötzlich anfing die Checker zu streicheln. Der Vizepräsident, der sich davor noch ordentlich durchkneten ließ, um Verspannungen während des Turnieres vorzubeugen. Der Naturkundler aus Tirol. Der Prince of Persia, oder auch vierfacher genannt. Der Shooting Star aus Graz, dem man den Theoretiker schon von der Ferne ansah. Selbst die Grande Madame aus Graz, welcher man den Spitznamen bestimmt nicht aufgrund ihrer Körpergröße gab und die heuer wieder so richtig in Fahrt kam, ließ es sich nicht nehmen an diesem geschichtsträchtigen Turnier teilzunehmen. 

Apropos Geschichte: Diese muss neu geschrieben werden. Denn Österreich hat einen neuen Kaiser! War es vor 100 Jahren noch Kaiser Franz, haben wir nun Kaiser Fritz! 

Fritz, der ohne seine "Sissy" angereist kam, dominierte dieses Masters nach Belieben und besiegte im Finale sogar den Vorjahres Staatsmeister- Toader Mihai Sandu- ganz klar. Doch dazu später. 

Das Turnier wurde, unter der hervorragenden und souveränen Leitung Robert Kreisls, im Triple Elimination Format gespielt. Das bedeutet, dass man nach 3 Niederlagen ausschied und nur einer am Ende übrig blieb. Und da gab es bereits die ersten Sensationen. Denn schon in der dritten Runde kam es zum Duell zweier hoch gehandelten Titelaspiranten, die bereits beide schon kurz vor dem Aus standen. Wolfgang Bacher und Mehrdad Tehrany. Wolfgang konnte sich gegen Merdi, dem Vorjahresfinalisten knapp durchsetzen. Und so ging es weiter. Runde für Runde wurde gekämpft, gekratzt und gezwickt. 

Als dann bereits einige Spieler ausgeschieden waren, gab es ein weiteres Novum beim Masters. Denn erstmals wurden auch offene österreichische Staatsmeisterschaften im Double Consulting ausgespielt. Diesen Titel konnten sich das "Dream Team" schlechthin - Anita Schlosser und Heinz Edy, in einem wirklich knappen Finale, welches nur mit einem Punkt Unterschied endete, gegen Lili Doubek und Pilipp Gelbmann sichern. Die Enttäuschung war Lili ins Gesicht geschrieben und sofort musste ich an einen legendären Satz Roland Düringers denken. "Man verliert doch ned wegen an Punkt." Doch, man verliert auch wegen einem Punkt. Aber auch das Finale und somit der 2te Platz im Double Consulting war eine hervorragende Leistung auf die man stolz sein kann. 

Am letzten Spieltag @ High Noon kam es dann zum großen Showdown. Mihai, der Vorjahres Staatsmeister im Live- und auch im Onlinebackgammon, versuchte seinen Titel gegen Fritz Rattinger zu verteidigen und hatte dabei das Nachsehen. In einer derart souveränen Art und Weise, wie ich sie vorher nur sehr selten sah, holte sich Fritz den begehrten Titel. 

"Die Splitter meines zerbrochenen Herzens sind so klein, dass sie durch ein Nadelöhr passen würden", beschrieb Mihai anschließend seine Niederlage. 

Ich möchte euch jetzt nicht mit weiteren Lobeshymnen über Fritz belasten. Denn das ist mir gar nicht möglich. Es ist mir unmöglich phänomenale Geschichten über Fritz zu schreiben, denn sein geniales Spiel entlockt mir Tränen- Tränen vor Freude.                                                                                                    Sein Spiel ist ein Geschenk für unsere Augen und es ist fraglich, ob wir je wieder einen Spieler finden, der seinem Spiel gleichkommt. Nun, es gab schon viele große und geniale Spieler, da gibt es keinen Zweifel. Aber all diese Spieler erblassen in Bedeutungslosigkeit neben Fritz. Also nenne ich sie erst gar nicht, um Fritz zu ehren. Nein, ich nenne Fritz um sie zu ehren! 

Ohne weitere Ausschmückungen und ohne viel Trara bleibt mir nurmehr eines zu sagen: Hoch lebe Kaiser Fritz! 

Anbei die genauen Platzierungen: 

 1. Rattinger Fritz 

2. Sandu Toader Mihai 

3. Parlow Stefan 

4. Huber Gerhard 

5. Ranninger Werner 

6. Drugowitsch Reinhold 

7. Salinacki Tom 

8. Letz Edi 

9. Spörk Rainer 

10. Gergely Elias 

11. Nowotny Rudi 

12. Opris Alin 

13. Schlosser Anita 

14. Amreich Gerhard 

15. Edy Heinz 

16. Gelbmann Philipp 

17. Riebler Andrea 

18. Bacher Wolfgang 

19. Fatalyiev Valid 

20. Pongratz Peter 

21. Sauseng Andreas 

22. Doubek Lili 

23. Tehrany Mehrdad 

24. Zach Horst